regretting motherhood – wenn Mutterschaft nicht glücklich macht

Wenn du nicht glücklich bist. Nicht so, wie du es gerne wärst, nicht so, wie die anderen.
Wenn du in vielen dunklen Stunden zermahlen wirst von bohrenden Zweifeln.
Wenn du dir wünscht, dass es anders wäre. 
Dann bin ich für dich da. Dann lade ich dich ein zu der Arbeit mit mir.
Denn es kann anders sein.

not regretting motherhood

Ich hatte so viele Gedanken, die unerträglich waren. Ich wollte dieses Kind, das in mir wuchs, nicht. Denn ich wusste, mein Leben wäre vorbei. Und dann habe ich mich trotzdem gegen eine Abtreibung entschieden.

Grübeln: ich bin anders

Ich hatte so viele Fragen, die schon ohne Antwort zu gruselig waren, um überhaupt gestellt zu werden. Was ich hätte werden können, wenn ich dieses Kind nicht bekommen hätte.
Ich neidete meinen Freundinnen ihre Freiheit, die ich für immer verloren glaubte. Ud ich beneidete diese Vollblut Mütter, die dümmlich lächelnd Sandkuchen aßen. 

Ich wollte diese ganzen Gedanken nicht denken. Jedes Mal wenn sie mich ansprangen, bin ich vor ihnen zurückgeschreckt, habe mich verkrochen, um irgendwie weiter machen zu können. Um ein Minimum an Leben zu erhalten. Aber es wurde immer schlimmer, denn die Fragen gingen nicht weg – aber mein Kind war ja da, und würde da bleiben, für immer. Ich kann doch nichts bereuen, was unumkehrbar ist?

Angst und Panik: „ich will das alles nicht!“

Als meine Tochter älter wurde, änderten sich zwar die Gedanken, aber nicht die Richtung. Ich hielt sie auf Distanz. Ich gab sie so oft ab wie möglich. So viel Fremdbetreuung wie möglich, so wenig Zeit alleine mit ihr wie unbedingt nötig. Ich versuchte etwas von mir zu beschützen – diejenige zu beschützen, die ich war bevor ich Mutter wurde. Damit etwas von mir übrig bleibt. Das Schreien meiner Tochter, ihre Bedürftigkeit… es gab so viel, was mich triggerte, was ich nicht aushalten konnte, was einfach nervte. Ich konnte sie nicht spüren, ihre Liebe für mich nicht annehmen. Ich hasste alles, was die Mutterschaft mir aufzwang: der ganze Haushaltskram, die Spielplätze, die Mamigruppen. Ich fühlte mich ans Haus gefesselt – wo ich doch früher so eine Weltenbummlerin gewesen war. Es wurde immer schlimmer, bis ich schließlich beschloss, zu kämpfen, statt mich zu bemitleiden und jämmerlich in mein Schicksal zu fügen.

Ich tat das Undenkbare, was nur Rabenmütter tun: Ich gab meine Tochter weg.

Etwas in mir zerbrach, als das kleine Würmchen im Autositz festgeschnallt davonfuhr. Doch dann war da die Erleichterung; endlich konnte ich ausatmen. 

Und dann erst konnte ich beginnen, in meine Angst hineinzugehen.

Hinein in das Leben mit Kind, mit allen Konsequenzen. Hinein in die Entscheidung, wegzuziehen, ein neues Kapitel zu beginnen. Hinein in die quälenden Gedanken, die mir Angst einjagten.

Dabei war ich ganz alleine. Ohne Begleitung

Ich habe auf die harte Tour gelernt, dass Gedanken, die ich nicht haben will, bestimmte Gefühle zugrunde liegen. Diese Gefühle sind noch viel gruseliger als die Gedanken. Sie sind das, was in Wirklichkeit Angst macht — und sie sind der Schlüssel zur Lösung. Denn wenn ich es wage, zu fühlen was ist, dann kann ich verstehen lernen… und die Gedanken verschwinden von selbst.

Was hochkam, als ich hineingegangen bin in die zugrunde liegenden Gefühle? 

Ich will das alles nicht, das Leben mit Kind, das Leben als Mutter. Da war diese grundsätzliche Ablehnung, diese allumfassende Weigerung. Und dann kam – ich will fast sagen, logischerweise –  diese Angst auf, falsch zu sein. Die Angst, dass ich so wie ich bin und fühle und mit meinem Kind bin, verkehrt bin. Denn schließlich ist das ja nicht möglich, das ist so nicht vorgesehen.

Die nächste Ebene der Panik: ich kann das ja nie mehr ändern, das Kind ist jetzt ja da! Und zwar die ganze Zeit, für immer.

Was mir ganz ins Gesicht gesprungen ist, als ich ganz tief unten angekommen war: ich will mein Leben nicht mit einem Kind teilen. Ich will mein Leben für mich alleine. 

Diese Erkenntnis hat sich angefühlt wie einen gigantischen, eitrigen Pickel auszudrücken: es tut weh und es ist so erleichternd. Das hat mich im Schleudergang durch die Gegend geworfen. Doch ich habe mir erlaubt, zusammenzubrechen, den Schmerz zu fühlen, ihn mir bewusst zu machen, dabei zu bleiben.  

Ich habe gelernt, auch mit meinen schwierigen, unaussprechlichen Gefühlen zu leben, denn nicht-fühlen bedeutet quasi tot. Doch das fiel mir mit der Zeit immer leichter, da ich erkannte, wie sie mit meiner Lebenserfahrung zusammenhingen. Stück für Stück, Moment für Moment, ein Atemzug nach dem anderen befreite ich mich von meiner Angst und fing an zu fühlen. Tränen. Trauer. Über das, was ich hätte sein können, was ich verpasst habe. Erleichterung. Dass ich endlich loslassen konnte

Akzeptieren lernen: unapologetically me

Mich selbst ganz und gar akzeptieren lernen als die Mutter die ich bin war die größte Veränderung meines Lebens. Nachdem ich meine Hässlichkeiten, meinen Schmutz und meine Schatten gesehen hatte – dann erst recht. Dann umso mehr. Diese Rabenmutter in mir, die ihr eigenes Kind nicht haben will und ganz egoistisch ihr altes Leben zurückwünscht, ja sogar die habe ich akzeptiert. Die vor allem.

Wie das war?

Unglaublich befreiend! Denn seitdem muss ich keine Gefühlsregeln mehr befolgen. Ich muss dem Bild der ‚Mutter‘ nicht mehr gerecht werden. Muss mich nicht mehr aufopfern, Kuchen backen (mache ich inzwischen am liebsten ohne Rezept und intuitiv), mein Kind möglichst früh von der Kita abholen und mich als selbstlos darstellen. Ich muss in der Partnerschaft nicht mehr zurückstecken, weil ich ja die Mutter bin. Seitdem ich mich mehr und mehr mit allen Schattenseiten akzeptiere, brauche ich mir selbst keine Geschichten mehr erzählen. Wie ich meine Tochter erziehen sollte, was ich tun und lassen sollte, damit ich eine ‚gute Mutter‘ bin. Ich handle jetzt aus meiner inneren Mitte heraus — und das spürt mein Kind.

Seitdem ich angefangen habe, mich selbst mehr und mehr zu akzeptieren als die Mutter die ich bin, brauche ich keine Entschuldigung mehr, um Nein zu sagen. Ich sage es einfach, wenn es nicht passt. 

Seitdem brauche ich auch keine abgehakten Stichpunkte mehr, um stolz auf mich zu sein. Ich brauche nichts zu erfüllen oder zu schaffen, um mich selbst lieb zu haben. (Und ja, natürlich bin ich mir selbst manchmal böse oder verfalle in alte Muster, ich bin ja schließlich Mensch). Nur weiß ich inzwischen, dass ich voller Liebe bin, liebenswert, wertvoll, lichtvoll- und dass es nichts gibt, was ich tun muss, um mir das zu beweisen.

Ich gestalte mein Leben mit Kind nach meinen ganz eigenen und oft verrückten Vorstellungen – und was sich nicht ändern kann, nehme ich entspannter hin. Dass ein (Klein)Kind die zeitliche / räumliche / mentale Freiheit einengt. Dass es anstrengend ist, für das Kind mit allen seinen Bedürfnissen da zu sein. Am Anfang vor allem 24/7 das Physische- von Brust zu Windel zu Bett und wieder zurück- und später das Emotionale. Es ist sehr herausfordernd, meine Tochter zu begleiten auf empathische, stützende Weise. Wertschätzend zu bleiben und auf Augenhöhe obwohl ein älterer Anteil dominieren will, ‚Schluss, aus, so wird’s gemacht‘ – so wie ich selbst es erlebt habe. 

Und natürlich werde ich auch heute immer noch getriggert, also kommen meine eigenen Themen hoch, wenn ich mit meiner Tochter bin. Das alles nicht mehr in mich hineinzufressen – weil ‚muss halt‘ – sondern mir einzugestehen, wie herausfordernd und nicht selten überfordernd das ist – auch das ist Teil der Akzeptanz. Auch das lässt mich weicher und geduldiger mit mir selbst werden. 

Mein Lieblingsaspekt am Akzeptieren lernen: ich bin so sehr gewachsen. Ich bin so stark und groß geworden. Denn dieser Teil der Rabenmutter, den ich zu Beginn nicht einmal bedenken wollte, ist groß — und er war von mir abgeschnitten. Ich bin also durch die Welt gepflügt während ein großer Teil von mir praktisch gefehlt hat. Seitdem ich die Schlinge gelöst habe und den Rabenmutter Teil zu mir zurück gebracht habe, bin ich also logischerweise viel ganzer und größer. Ich habe viel mehr Energie und Schaffensdrang als früher.

Seitdem ich Frieden geschlossen habe mit dem Mutter-Sein und akzeptiert habe, wer ich als Mutter bin, ist endlich Entspannung eingekehrt. Die Zerrissenheit und die Verzweiflung, die ich oft gar nicht benennen konnte, haben sich gelegt und sind einem süßen, glücklichen Gefühl gewichen von ‚genauso ist es richtig, genauso soll es sein‘.

mein Kind lieben lernen

Seitdem ich mich nicht mehr vor mir oder sonstwem verstecken muss, kann ich selbstbewusst genießen, einfordern, meinen Alltag gestalten und meine Träume leben. Nachdem ich fertig war zu betrauern, was nicht mehr ist einerseits und was jetzt mit Kind schwieriger ist andererseits, feiere ich jetzt mein Leben und das, was die Mutterschaft aus mir gemacht hat. Ich begreife heute mein Kind als gigantisches Geschenk und als den größten Katalysator für Wachstum, den ich je erleben durfte. Da ist soviel Stolz auf mich für meinen Prozess und so viel Dankbarkeit für meine Tochter, die mich jeden Tag neu überrascht und mich tiefer und tiefer zu mir selbst bringt. All die Impulse und Lektionen, die ich durch ihr Heranwachsen erfahre, bringen mich mehr in meine Kraft und in meine Weiblichkeit. Ich liebe mich, den Menschen und die Frau, die ich durch meine Tochter geworden bin.

Mir war vorher nicht bewusst gewesen, dass ich kaum Muttergefühle hatte. Wie denn auch, ich konnte ja nur das fühlen an Liebe und Zuneigung, was ich fühlen konnte – und dachte also das ist also Mutterliebe. Und trotzdem hat da ein Zweifel an mir genagt, habe ich mich gefragt, ob sich alles vielleicht deswegen so schwer anfühlt, weil ich mein Kind nicht richtig lieben kann. 

Das darf man nun wirklich nicht sagen, richtig? Mutterschaft bereuen, ok, das ist in manchen Kreisen schon ziemlich salonfähig, wie man so schön sagt. Denn wir wissen ja, unbezahlte Care Arbeit, mental load, steinzeitliche Rollenmodelle, ein Muttermythos das allen Emanzipationsversuchen getrotzt hat. Am Anfang und am Ende jeder Abhandlung über #regrettingmotherhood steht: ‚aber ich liebe mein Kind trotzdem‘.

Nein, ich habe mein Kind nicht geliebt. Ansatzweise, so weit wie nötig war, um gemeinsam zu überleben bzw. so sehr, wie mir möglich war bei all meinen Verletzungen auf der Seele und all den abgeschnittenen Teilen, die ich nicht auf dem Schirm hatte. 

Was für eine bahnbrechende Entdeckung die Liebe doch ist! 

Denn je mehr ich mich mit meinem Rabenmutter Teil und meiner Lebensgeschichte auseinander gesetzt habe, desto mehr wurde ich fähig, zu lieben und Liebe zu empfangen. Ich stelle mir einen Kanal vor zwischen mir und meinem Kind: anfangs war er verstopft von Dreck und Schlamm, sodass kaum etwas hindurch fließen konnte. Je mehr ich aufgeräumt habe, je mehr ich von dem Schlonz und Schmodder zu Tage gefördert habe, desto freier wurde der Kanal. Ich konnte mich endlich an ihr und mit ihr freuen. Wo es für mehrere Jahre für mich darum ging, die gemeinsame Zeit mit ihr möglichst erträglich zu gestalten konnte ich die Zeit mit ihr endlich so richtig genießen. Das wurde mir erst bewusst, als es soweit war: als ich mit ihr auf Reisen gegangen bin; zehn Wochen im Bulli quer durch acht Länder.

Was passiert ist, als ich keine strukturelle Kinderbetreuung mehr hatte? Keinen Tagesrythmus, der klar zwischen Zeit mit- und ohne Kind unterscheidet? 

Eine riesige Überraschung, denn es wurde leichter statt schwerer. Ich war richtig glücklich mit ihr, ganz nah, ganz eins. 

Es erfüllt mich mit so viel Demut und Ehrfurcht, dass meine Tochter sich ausgerechnet mich als ihre Mutter ausgesucht hat, wo sie es doch wirklich einfacher hätte haben können. Inzwischen weiß ich, wieso. Und bin stolz und dankbar, dass ich durch sie die Liebe entdecken durfte.

Frei sein: glücklich mit Kind im Leben

Mein ganzes Leben lang wollte ich frei sein (ich habe es mir sogar auf den Fuß tätwoiert mit 18, damit ich immer weiter darauf zugehe). Gerade deswegen war das Mama Sein zu Beginn so eine Tragödie für mich, wo ich doch Freiheit in einem sehr beschränkten Sinne gesehen hatte. Deswegen ist mir das Aufgeben meiner Autonomie so schwer gefallen, deswegen konnte ich dieses fremdbestimmt werden durch ein kleines Baby nicht ertragen.

In dem Prozess, das Leben mit Kind zu akzeptieren, habe ich sehr viele verschiedene Methoden und Tools ausprobiert. Mit einigem bin ich gescheitert, manches ‚Werkzeug‘ hat sich als goldrichtig herausgestellt und hat heute einen festen Platz in meinem Alltag. Im Laufe der Zeit habe ich enorm viele alte Glaubenssätze aufgelöst, die mich behindert haben. Blockaden, Unwahrheiten, aller möglicher Krust, durch all das habe ich mich hindurch gefrettet. Ich habe aufgehört, bloß zu reagieren, mit fetten Traumata und Schatten in der Leitung. Ich habe gelernt, hinzusehen wenn mein Kind oder sonst etwas im Außen mich triggert, also wenn ich komisch werde, in eine Schockstarre verfalle, oder einfach davonrennen will in einer Situation.

Deswegen bin ich heute freier als früher. Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass ich das jemals sagen würde: dass ich freier bin als ich es als Single vor meinem Kind war. 

Ich kann freier entscheiden, was ich tun will, und was nicht, denn ich kenne mein warum. Das bedeutet Selbstbestimmung für mich. Weil ich mich besser kenne, weil ich mich annehme mit meinen Licht und Schattenseiten, kann ich jetzt in meinem eigenen Mutterglück baden und ganz genüsslich ein Wunschkonzert aus meinem Leben machen.

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